Die neue Macht der Vlogger

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LeFloid hat es in den Meinungs-Olymp geschafft. Der YouTuber führte im Juli 2015 ein Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Hochoffiziell im ZDF. Spätestens da wurde die breite Öffentlichkeit auf den Video-Blogger, kurz Vlogger genannt, aufmerksam und realisierte, dass es „Fernsehen“ auch abseits der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender in den sozialen Netzwerken gibt. Das mit Abstand am meisten genutzte Videoportal ist YouTube.

Die Frage, warum sich die Bundeskanzlerin den Fragen eines erst 27-jährigen Blogbetreibers und seiner Community stellte, verwundert höchstens nur noch die Menschen, die noch nichts von der gesellschaftlichen Macht des zu Google gehörenden Konzerns YouTube gehört haben. Heute sind Betreiber von YouTube-Kanälen ernstzunehmende Meinungsmacher und äußerst wichtige Partner für die Werbeindustrie geworden.

Vlogger sind wichtige Meinungsführer
Vlogger sind wichtige Meinungsführer.

Wie in der heimeligen Flimmerkiste auch gibt es unterschiedliche Sender beziehungsweise Kanäle. Die erfolgreichsten beschäftigen sich mit Themen wie Beauty, Gaming oder Lifestyle. Daneben gibt es unzählige weitere Vlogs – im Grunde gibt es kein (Sparten-)Thema, das ein Vlogger nicht aufgreift.

Beeindruckende Statistiken

  • Im Bereich Beauty haben sich unter anderem die Kanäle der Vloggerinnen Daarum mit rund einer Million, Dagi Bee mit 2,2 Millionen und BibisBeautyPalace mit 2,3 Millionen Abonnementen einen Namen gemacht. Klickraten zwischen 200.000 und 7.000.000 beweisen das große Interesse der meist jugendlichen Besucher an den Schminktipps ihrer Vorbilder.
  • Im Bereich Gaming schauen Millionen, wenn Gamer Gronkh Computerspiele spielt und das kommentiert. Das mag recht unspektakulär klingen, der Unterhaltungswert scheint dabei aber so hoch zu sein, dass der 38-Jährige mit 3,8 Millionen Abonnementen der beliebteste Webvideoproduzent im deutschsprachigen Raum ist. Seine Klickraten bewegen sich zwischen 100.000 und unglaublichen 9 Millionen.
  • Im Bereich Fashion sind besonders die Geschwister Slimani aktiv. Bruder Sami mit circa 1,4 Millionen sowie die Schwestern Dounia und Lamiya mit 460.000 beziehungsweise 645.000 Abonnementen. Auch in dieser Familie gehen die Klickraten in den sechsstelligen Bereich.
  • Der bereits erwähnte Le Floid betreibt einen Kanal, der sich dem aktuellen Zeitgeschehen widmet. LeFloid, bürgerlich Florian Mundt, kann eine stolze Anhängerschaft von 2,7 Millionen Abonnementen vorweisen. Sein Video mit der Kanzlerin geht stramm auf die 4.000.000 Klicks zu. Das Sommerinterview mit Angela Merkel, das im ZDF ausgestrahlt wurde, hatte eine Einschaltquote von 2,7 Millionen Zuschauern. Zum Vergleich: Eine Folge „Schlag den Raab“ hat eine durchschnittliche Zuschauerzahl von drei Millionen, die Tagesschau im Schnitt sieben Millionen.

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Die neuste Folge von LeFloid behandelt aktuelle Themen und erreicht innerhalb von zwei Tagen fast 700.000 Klicks.

Vlogger als Meinungsführer für Unternehmen

Das enorme Potenzial dieser Kanäle hat nicht nur die Kanzlerin erkannt. Unternehmen aller Art versuchen mit den Betreibern der Kanäle Kontakte aufzubauen, um so Ihre Produkte in den millionenfach geklickten YouTube-Videos zu platzieren.

In der PR-Branche hat sich für diese Art der Zusammenarbeit schon längst ein Begriff etabliert: Blogger-Relations. Was versteckt sich hinter diesem Begriff? Unternehmen versuchen, die Authentizität der Kanäle und ihrer Betreiber zu nutzen, um Ihre Produkte glaubhaft zu verkaufen. Hierbei wird versucht, die Vlogger als Partner zu gewinnen. Gewiss werden auch viele Beiträge von Unternehmen gekauft, diese werden dann aber auch meistens dementsprechend gekennzeichnet. Vielmehr wird bei den Blogger-Relations dem Betreiber – mit Hinblick auf die Verwendung des Produkts – ein möglichst großer Spielraum gewährt. Er kann also tatsächlich seine freie Meinung über das von ihm getestete Produkt äußern – egal, ob diese positiv oder negativ ist. Meistens kann dann der YouTuber das Produkt behalten und erhält eine „Entschädigung“ für die von ihm aufgebrachte Zeit.

Beruf? Vlogger!

Für viele Vlogger ist diese Art der Zusammenarbeit die Hauptverdienstquelle – und von dieser lässt es sich für einige richtig gut leben. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung erhält Beauty-Vloggerin Daaruum alias Nilam Farooq bis zu fünfstellige Beträge für die Einbindung von Produkten bestimmter Unternehmen. Mittlerweile ist sie auch als Schauspielerin tätig. Neben regelmäßigen Auftritten in der TV-Krimiserie „SOKO Leipzig“ war sie auch im „Tatort“ und in einer Hauptrolle in dem Film „Die Briefe meiner Mutter“ zu sehen. Sami Slimani aka Herr Tutorial gehört ebenfalls zu den Spitzenverdienern in der Szene. Bei Viva moderiert er momentan die Chartsendung VIVA Top 100. In BibisBeautyPalace dreht sich mittlerweile nicht mehr nur alles um Kosmetik und Co, sondern auch um Reisen. Da Bibi die erfolgreichste deutsche YouTuberin ist, verwundert es da nicht, dass sie nun das Werbegesicht für Neckermann-Reisen geworden ist.

Die Großzahl der Vlogger ist nicht nur auf YouTube unterwegs, sondern betreibt auch andere Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder Pinterest – dass hier die Follower-Zahlen ebenfalls im sechsstelligen Bereich liegen, sei nur beiläufig erwähnt.

Fazit:

Vlogger sind einflussreiche Betreiber eines Social-Media-Kanals, in diesem Fall YouTube. Sie setzen ihre Videos ein, um Informationen zu verbreiten, ihre Meinung zu äußern und andere womöglich davon zu überzeugen. Mittlerweile verdienen einige Vlogger gutes Geld. Damit ist die Grundlage geschaffen, dass die Nutzung und Verbreitung von Videos, beispielsweise auf YouTube, weiter zunehmen wird. Gleichzeitig wird auch deren Bedeutung in den sozialen Netzwerken und Einfluss auf die Medienlandschaft insgesamt steigen.


Aktuell und praxisnah: Im Studiengang Kommunikation & Medienmanagement wird wichtiges Fachwissen zur Mediennutzung und -entwicklung vermittelt, dass auf eine anspruchsvolle Tätigkeit in der Branche vorbereitet. Der Studiengang kann auch als duales Studium absolviert werden.

Tom Naber absolvierte vor seinem Studium der Kommunikationswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien. Schon während seines Studiums konnte er in verschiedenen Agenturen und Verlagen zahlreiche Erfahrungen in den Bereichen Kommunikation und Eventmanagement sammeln. In seiner Berufskarriere spezialisierte er sich weiter in diesen Bereichen und betreute hierbei namhafte Kunden aus der Medien- und Musikindustrie. Dazu gehört seit Jahren die Organisation des größten Eintagesfestivals in NRW, dem Vainstream in Münster. Am IST ist er für die Lehrgangsentwicklung, die Interessierten- und Studierendenberatung sowie Marketing und Vertrieb zuständig. An der IST-Hochschule ist Tom Naber zusätzlich als Dozent für den Studiengang Kommunikationsmanagement tätig.

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