Leistungssport: Wiesn-Bedienung

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Die Wiesn 2015 in München ist beendet. Rund 7,3 Millionen Liter Bier wurden nach aktuellen Berichten in diesem Jahr an die etwa 6 Millionen Gäste verteilt. Das bedeutet natürlich auch eine Menge Arbeit für die etwa 12.000 Wiesn-Beschäftigen. Üblicherweise wird das Oktoberfestbier in bayerischen Maßkrügen ausgegeben, die eigens ein genormtes Gewicht von 1,3 Kilogramm haben und zusätzlich einen Liter Bier fassen. Das sind also 2,3 Kilogramm pro Maß Bier. Auf den gesamten Zeitraum schleppen die Wiesn-Bedienungen hochgerechnet rund 17.000 Tonnen durch die Zelte – und dabei sind Speisen, andere Getränke und das Abräumen von leeren Gläsern noch nicht einmal berücksichtigt.

Schon 4 Maß haben ein Gewicht von fast 10kg
Schon vier Maß haben ein Gewicht von fast zehn Kilogramm.

Die Wiesnsportler

Zwischen sieben und zwölf Maßkrüge trägt eine Wiesn-Bedienung üblicherweise auf einmal, bei manchen besonders engagierten Bierschleppern geht sogar noch mehr. Das sind also mal eben 16 bis 27 Kilogramm pro Gang. Zwei Wochen lang. Jeden Tag. Von morgens bis abends. Können wir da von Leistungssport sprechen? Aus meiner Sicht ist das nur noch eine rhetorische Frage!

Im Gespräch mit mehreren Bedienungen wurde meine Vermutung bestätigt. Die körperlichen Belastungen, denen sich die Bedienungen aussetzen, sind hoch. Nicht jede Wiesn-Bedienung ist es gewohnt, den ganzen Tag auf den Beinen zu stehen. Einige nehmen durch die körperliche Belastung ab, haben muskuläre Probleme oder Beschwerden insbesondere im Wirbelsäulenbereich und an den Handgelenken. Hinzu kommen Lärmbelastung und Stress in den vollen Zelten. Auch die Bodenbeschaffenheit und ein entsprechendes Schuhwerk spielen eine wichtige Rolle. Hier gilt es, sich keine Blasen zu laufen.

Wenn man die Arbeit der Wiesn-Bedienung mit einem Wettkampf vergleichen möchte, fällt mir als Erstes der Vergleich zum Marathonlauf ein, denn auch hier muss der Körper über einen langen Zeitraum eine enorme Leistung abrufen. Zusätzliche Faktoren, auf die man achten sollte, spielen auch hier ein entscheidende Rolle: Technik, Ausdauer, Ernährung, Teamgeist sowie die mentale und körperliche Verfassung. Entscheidend ist eine optimale Vorbereitung!

Auf die Technik kommt es an

Das richtige Tragen und Heben ist von essentieller Bedeutung. Durch eine saubere Technik wird der passive Bewegungsapparat entlastet. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Manche nehmen sechs Krüge in eine Hand und setzen eine siebte Maß oben drauf. Die freie Hand wird bei dieser Variante zum Stabilisieren um die Maßkrüge gelegt. Andere tragen in beiden Händen jeweils mehrere Maßkrüge. Männer und Frauen tragen oft mit unterschiedlicher Technik, wobei eines immer gleich ist: Hauptsache die Hebel sind kurz, was durch körpernahes Tragen erreicht wird. Viele Bedienungen nutzen zudem Bandagen an den Handgelenken. Das spart Kraft und schont den Sehnen- und Bandapparat.

Ausdauer und Training sind das A und O

Julia Preiß ist Geschäftsführerin der Körper&Energiewerkstatt und Dozentin am IST-Studieninstitut im Fachbereich Fitness. Kurz vor den Wiesn gibt die studierte Sportwissenschaftlerin gerne Trainingsempfehlungen oder bereitet Bedienungen durch ein gezieltes Trainingsprogramm auf die bevorstehende Belastung vor. Ausdauertraining – wie z.B. Walken oder Joggen – spielen dabei eine wichtige Rolle, da man nur so die lange Belastung der Beine entsprechend trainieren kann. Darüber hinaus empfiehlt sie propriozeptive Trainingsreize, sowie ein Stabilisationstraining zur Kräftigung der Muskulatur und zur Entlastung der passiven Strukturen – insbesondere im Wirbelsäulen und Schulter-Armbereich – durchzuführen.

Die richtige Ernährung

Wie bei allen Sportarten spielt die Ernährung eine bedeutende Rolle. Ein anständiges und nahrhaftes Frühstück ist dabei die Grundlage für den Tag, denn nur so kann der Körper bereits morgens mit ausreichende Energie und Nährstoffen versorgt werden. Julia Preiß rät zudem, ausreichend zu trinken. Tee und wärmende Getränke eignen sich für die Wiesn-Bedienung dabei sehr gut, um in der wechselnden Klimazeit den Körper warm zu halten und das Immunsystem für die körperliche Belastung zu stärken. Eine basische, vitaminreiche Ernährung während des Tages, sowie die zusätzliche Aufnahme von Magnesium, um Muskelkrämpfen vorzubeugen, sind ebenfalls empfehlenswert.

Entlastung in den Pausen und am Arbeitsende

Nach dem „Wettkampf“ und in den „Wettkampfpausen“ hilft es nicht nur zu dehnen, sondern auch Mobilisationsübungen für Rücken, Handgelenke und Beine durchzuführen. Der Einsatz von Kühlgels und Sportsalben hilft dabei, den Stoffwechsel für eine optimale Regeneration nach einem Arbeitstag anzuregen. Warme Bäder entspannen die Muskulatur ebenso. Wichtig ist für die Wiesn-Bedienung neben der körperlichen auch die mentale Entspannung. Während die Eine einfach nur mal die abendliche Stille genießt oder sich vielleicht durch autogenes Training entspannt, setzen sich die Andere nochmals zusammen und lassen den Tag gemeinsam Revue passieren. Durch den aktiven Austausch mit Gleichgesinnten lässt sich eben auch Energie tanken.

Erfolgreich als Team

Das IST-Team Standort München beim "Fitnesscheck" im Festzelt
Das IST-Team Standort München beim „Fitnesscheck“ im Festzelt.

Wiesn-Bedienungen arbeiten meistens als Teams, die aus drei oder vier Personen bestehen. Häufig gibt es gemischte Teams, aber auch reine Frauen-Teams sind keine Seltenheit. Freude, Spaß, Motivation und ein gutes Teamwork sind maßgeblich. Man muss sich schließlich aufeinander verlassen können. Und Teamgeist ist beim Sport nun mal entscheidend.


Das IST-Studieninstitut ist ein Spezialist für Weiterbildungen und Trainingslizenzen in der Fitness-Branche. An der IST-Hochschule für Management können zudem fitnessspezifische Bachelor-Studiengänge belegt werden.

Patrick Schöwe hat internationales Marketing studiert und war mehrere Jahre in einem Handelsunternehmen als Eventmanager und Manager für neue Medien und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Beim IST war er für die Bereiche Marketing und Pressearbeit zuständig und betreute den Blog der IST-Hochschule. Parallel dazu macht er berufsbegleitend seinen Master-Abschluss in Wirtschaftspsychologie.

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